Bilder in Action: Interview mit Cover Designer Tim Green

Kürzlich hatte Bridgeman Images das Vergnügen, sich mit Tim Green, Creative Director von Faceout Studio, einem marktführenden, auf Bücher spezialisierten Designunternehmen, zusammenzusetzen. Tim berichtet über seine Einblicke in die Arbeit an speziellen Projekten und die Zusammenarbeit mit einem breiten Spektrum von Kunden aus verschiedenen Verlagsbereichen.

 

Im Folgenden erzählt Tim von seinem kreativen Prozess und geht näher auf die Inspiration für einige seiner jüngsten Projekte ein, bei denen die Inhalte von Bridgeman Images auf neue, fantasievolle Weise genutzt wurden.

 

Wie sind Sie Buchcover-Designer geworden?

TG:  Nun, es ist ein gewundener Weg, wie es sicher für viele ist. Als Kind habe ich gerne gezeichnet, und das hat mich so lange begleitet, wie ich mich erinnern kann. Ich habe immer Spiderman, die Teenage Mutant Ninja Turtles oder eine Pepsi-Dose gezeichnet.

Mein künstlerisches Interesse galt schon in jungen Jahren dem Grafikdesign, noch bevor ich wusste, dass es so etwas gibt. Als ich entdeckte, dass es sich um einen einigermaßen seriösen Beruf handelte, war ich sofort Feuer und Flamme. Mit einem Freiticket ging ich nach New York ging und versuchte, dort Arbeit zu finden. Es hat nicht geklappt, aber ich habe dabei eine Menge gelernt. Danach hat mich ein Freund aus dem Verlagswesen mit dem Team hier im Faceout Studio in Central Oregon in Kontakt gebracht, und jetzt bin ich in meiner eigenen Gegend, und dort bin ich nun schon seit 18 Jahren.

Wie sieht Ihr kreativer Prozess aus?

TG: Mein kreativer Prozess kann sich etwas verrückt anfühlen, aber ich denke, er lässt sich auf ein paar wichtige Dinge reduzieren. Mein gesamter Prozess ähnelt sehr dem Prinzip "ready, aim, fire". Verstehen, vorstellen, erschaffen - so stelle ich mir das vor. Es ist selten so linear, aber das sind die wichtigen Dinge, auf die ich mich konzentrieren muss. Aufgabe Nummer eins ist es, das Buch, an dem ich arbeite, zu kennen und zu verstehen. Schließlich möchte ich den Inhalt gut wiedergeben und die Stimme des Autors einfangen, also muss ich etwas lesen, und das macht (meistens) Spaß. Bei der "Vorstellung" geht es darum, dem Leser einen Grund zu geben, das Buch in die Hand zu nehmen - und nicht nur einen Haufen Lärm oder müde Ideen. Niemand will ein langweiliges Cover, also frage ich oft "Was wäre wenn?" und versuche, mit Möglichkeiten zu spielen und mich zu verlieren. Wenn ich auf der Jagd bin und Spaß habe, bin ich bald nicht mehr von Fristen oder der drohenden Angst und Unruhe geplagt. Daraus entsteht meine beste Arbeit.

Zu dem Cover von "Beauty Is Your Destiny":

TG: Das ist einer dieser Titel, die man auf seinem Terminkalender sieht und die einem einen zusätzlichen Schub an Selbstvertrauen geben. Es ist schon lustig, wie ironisch Titel sein können, aber bei diesem Bild haben sie ausdrücklich gesagt, dass es wie ein Kunstwerk wirken soll oder etwas, das die Leute ausstellen wollen. Das ist also eine hohe Anforderung, und ich schätze, das hat mich zu Bridgeman Images geführt, weil ihr eine solche Vielfalt an schöner und interessanter Kunst habt und in diesem Buch geht es darum, wie Schönheit uns auf Gott hinweist. Am Anfang des Prozesses habe ich mir Naturbilder angesehen und bin auf dieses Bild mit Blättern gestoßen. Es erregte meine Aufmerksamkeit und brachte mich zum Nachdenken darüber, wie ich damit spielen könnte, um den Titel auszudrücken. Ich entschied mich für den Ansatz, etwas zu zeigen, das mit den Blättern geschieht, unter denen sich etwas befindet - diese Schönheit, die auf etwas Größeres hinweist.

 

In An Orchard Grown From Ash; In A Garden Burning Gold:

Diese Bücher gehören zu einer Reihe von Rory Power, und es gibt eine Art byzantinischen Hintergrund für die Geschichte, in der diese halb unsterblichen Figuren das Sagen haben. Ich liebe es, wenn ein Cover ein wenig indirekt ist und die Vorstellungskraft anregt. Bei den Bildern aus Gold spürt man wirklich diese taktile Qualität von etwas Altem, etwas Erhabenem in seiner Kunstfertigkeit. Ich bin bei Bridgeman Images auf dieses wunderschöne Bild einer filigranen Goldbearbeitung gestoßen, und das wurde zum Konstrukt für die Gestaltung der Einbände, und damit war die Bühne für die Buchreihe bereitet.

Manchmal passt das Bildmaterial genau zu der historischen Periode, die man ansprechen will, aber ich finde, dass Bridgeman Images eine große Bandbreite an künstlerischen Stilen und Bildquellen bietet. Oft versuche ich, Bildmaterial oder Illustrationen zu beschaffen und sie mit den vorhandenen Ressourcen, die ich auftreiben kann, zu etwas Einzigartigem und Neuem zu verarbeiten. Bridgeman Images ist mir bei solchen Projekten eine echte Hilfe. Ich möchte qualitativ hochwertiges Bildmaterial, das einer genauen Prüfung standhält, mit vielen Elementen miteinander verweben, um diese Looks zu kreieren, aber man braucht die Basisressourcen, um das richtig zu machen.

Außerdem möchte ich Dave Stevenson von Penguin Random House dafür loben, dass es ein Traum war, mit ihm an diesen Büchern zu arbeiten.
 

 

Zu dem Cover von "Witch of New York":

TG: Eines der Dinge, die ich an diesem Beruf liebe, ist, dass ich immer etwas Neues lerne. Vielleicht ist es ein wenig bekanntes Thema oder eines, auf das ich noch nicht gestoßen bin. In diesem Fall ging es um den Mordprozess gegen Polly Bodine, auch bekannt als die "Hexe von Staten Island". Einige Kinder kamen vorbei und sahen ein brennendes Haus. Es stellte sich heraus, dass eine Mutter und ein Kind darin waren, die gestorben waren, aber eigentlich schon vor Ausbruch des Feuers getötet wurden. Das war einer der frühen Zirkusse der Boulevard-Justiz. Ich wollte an die Zeit um 1840 anknüpfen und bin auf diese Karte von New York aus dieser Zeit gestoßen, mit der ich auf verschiedene Weise herumgespielt habe.

Es gibt nicht viele Bilder von Polly Bodine, nur Zeichnungen aus dem Prozess. Eine Silhouette von ihr zu verwenden, war sehr sinnvoll, um die Vorstellungskraft zu schonen, und dann die Karte einzuflechten, fand ich ungewöhnlich und es passte zum Titel. Wenn man genau hinsieht, kann man unten links auf der Karte sehen, dass Staten Island als eine der Fähren angegeben ist, und das war dem Autor wichtig. Ich mag es, wie die Karte auf der Figur liegt und dem Design einen dimensionalen Charakter verleiht. Manchmal habe ich eine Idee, und es ist selten ein völlig linearer Weg, bei dem ich eine Idee habe und sie dann in die Tat umsetze, so dass sie so endet, wie ich es erwartet habe. Meistens führt eine Idee zu einer anderen und ich finde mich an einem überraschenden, interessanteren Ort wieder, und ich denke, dass dieses Cover auch für den Leser erfreulicher ist.
 

 

Zu dem Cover von "Lucky Red":

TG: Ein wirklich lustiges Projekt, bei dem ich mit Michael Morris von Penguin zusammengearbeitet habe. Der Verlag wollte einen Look, der irgendwo zwischen Fotografie und Illustration liegt. In der Geschichte geht es um ein 16-jähriges Mädchen, dessen alkoholkranker Vater auf dem Weg nach Kansas stirbt, so dass sie auf sich allein gestellt ist und in einem Bordell landet und sich dann in einen Revolverhelden verliebt. Es ist eine mitreißende Geschichte, also wollte ich diese Art von selbstbewusstem, starkem, unabhängigem Look haben. Als ich mit der Verschmelzung von Kunst und Fotografie spielte und versuchte, einen grafischeren, künstlerischen Look zu kreieren, stieß ich auf dieses wunderschöne Gemälde im Bridgeman Images Archiv und dachte, dass es wirklich einen epischen, farbenfrohen Himmel abgeben würde. Ich hatte das Gefühl, dass man bei einer Reise nach Kansas an einen weiten Himmel, Abenteuer und das Gefühl denkt, dass alles möglich ist.
 

 

Zu dem Cover von "Blood and Iron":

TG: Es handelt sich um eine Geschichte des deutschen Kaiserreichs, die mit dem Ende des Ersten Weltkriegs endet und die Herausforderung bestand darin, diese Zeitspanne lebendig darzustellen und alles zu vermeiden, was aus einer späteren Zeit stammen könnte. Viele Menschen sind eher mit dem Zweiten Weltkrieg vertraut, so dass das Einfangen des Gefühls des früheren Kaiserreichs mit der Bildsprache wirklich einige interessante Ergebnisse lieferte, als ich mich bei Bridgeman umsah. Es wurden zwei Bilder verwendet, die auf unterschiedliche Weise hervorstechen. Das Emblem des Kaiserreichs, das Teil des Titels wurde, wurde zum Helden, und der Helm des Soldaten vermittelt ein Gefühl der greifbaren physischen Realität.
 

 

Wie nützlich ist Bridgeman Images als Ressource für Ihre tägliche Arbeit?

TG: Als ich anfing, die Bridgeman Images Webseite zu besuchen, dachte ich an historische Kunst, aber ich entdeckte bald, dass es so viel mehr ist. Wenn man sich eine Bilddatenbank ansieht, bekommt man oft diese langweiligen Bilder, die man schon 1000 Mal gesehen hat, zum Gähnen. Aber bei Bridgeman Images gibt es einfach eine solche Vielfalt, und es macht Spaß, sich mit den Bildern zu beschäftigen. In gewisser Weise fühlt man sich als Designer wie ein Casting-Regisseur, denn man greift auf eine Vielzahl von Ressourcen in Bezug auf Typografie, Farbe und Bildmaterial zurück. Man versucht, all diese Puzzleteile auf einzigartige Weise zusammenzubringen, um hoffentlich etwas Neues zu schaffen, das auffällt und die Aufmerksamkeit auf den Inhalt lenkt, den man zu präsentieren versucht. Bridgeman Images ist in dieser Hinsicht eine sehr nützliche Ressource, denn die Arbeiten sind qualitativ hochwertig und ausdrucksstark und es gibt eine große Auswahl an Kunstwerken, auf die man zurückgreifen kann. Viele der Bildquellen, die ich anderweitig nutze, bieten nicht dasselbe Maß an Kunstfertigkeit, daher ist es schön, eine solche Bibliothek an Bildern zu haben - das ist etwas ganz Besonderes.